Emmanuel Pahud
Flöte / *1970 Genf
In der Saison 2022/23 ist der Flötist Emmanuel Pahud einer unserer beiden Fokus-Künstler. Und er führt ein Doppelleben, das ihn antreibt.
Emmanuel Pahud ist ein richtiges «Arbeitstier». Im Durchschnitt gibt er jährlich 160 Konzerte auf seiner 14-karätigen Querflöte: 90 Solo- oder Kammermusikkonzerte und 70 Konzerte als Orchestermitglied. Denn er ist sowohl ein herausragender Solist als auch Solo-Flötist der Berliner Philharmoniker – und das schon seit 1993. Ihm gefällt es, «alles abwechselnd unter den Hut zu bringen»: «Die Musik im Orchester packt mich stets, doch bei einem Solokonzert ist man wiederum selbst für die Musik zuständig.»
Weltbürger
Der in Genf geborene Musiker ist ständig unterwegs, und das war auch schon immer so. Reisen waren von Geburt an Bestandteil seines Lebens. Da sein Vater für ein amerikanisches Unternehmen arbeitete, zog die Familie mehrmals um. Genf, Bagdad, Paris, Madrid, Rom, Brüssel, Basel, München: All diese Städte durfte Emmanuel Pahud schon sein Zuhause nennen. Während seiner Zeit in Rom konnte der damals Vierjährige zum ersten Mal den warmen Klängen der Flöte lauschen: Als er einen Nachbarsjungen Mozarts Flötenkonzert G-Dur KV 313 spielen hörte, fühlte er sich «wie vom Blitz getroffen». Die Flöte sollte von nun an seine «treueste Begleiterin» werden – und der Nachbarsjunge sein erster Lehrer.
Musikalisches «Chamäleon»
Nach seinem Studium wurde Pahud zunächst Solo-Flötist im Radio-Sinfonieorchester Basel und bei den Münchner Philharmonikern, bevor er 1993 mit 22 Jahren als jüngstes Mitglied Solo-Flötist der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado – laut dem Musiker der «flötenfreundlichste» Chefdirigent des Ensembles – wurde. Seither spielt er dort (mit Ausnahme einer 18-monatigen Unterbrechung). Kurz nach Stellenantritt startete er auch seine Solokarriere. Sein Erfolg basiert nicht nur auf seiner technischen Brillanz, sondern auch auf seiner musikalischen Vielseitigkeit. Demzufolge ist sein künstlerisches Credo, «sich wie ein Chamäleon den Farben der Musik oder den Vorstellungen des Komponisten anzupassen».
Immer am Limit
Zeit zum Verschnaufen? Die braucht er nicht. Und das würde auch so gar nicht seinem Naturell entsprechen. Wäre er nicht Musiker geworden, dann Renn- oder Skifahrer, sagt Emmanuel Pahud. «Immer kurz vor dem Kontrollverlust!» Das sei das Nonplusultra.
Und was hat so ein Weltenbummler während der letzten beiden Jahre wohl gemacht, als das Coronavirus die Konzertbühnen international zum Schweigen brachte? Natürlich: Üben, üben, üben. Seine Neugier für selten gespieltes und neues Repertoire treibt ihn an. Uraufführungen, wie die Flötenkonzerte von Toshio Hosokawa und Erkki-Sven Tüür passen bestens in sein Programm.
Ausserdem widmet sich Emmanuel Pahud auch vermehrt der Ausbildung der nächsten Flötist*innen-Generation. Circa 20 Projekte habe der «Botschafter der Flöte» dazu gerade am Laufen. All das macht ihn zu einem wunderbaren Botschafter für sein Instrument.
Text: Franziska Gallusser
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