Er topft unsere Wurzeln um ins Jetzt
Florian Walser ist seit 32 Jahren Klarinettist im Tonhalle-Orchester Zürich. Der Schweizer Komponist Othmar Schoeck, findet er, sei bisher sträflich vernachlässigt worden.
Am Montag soll dies mit Kolleg*innen aus dem Orchester in einer kammermusikalischen Festtags-Matinée nachgeholt werden – mit einer nagelneuen Fassung eines Werks aus Schoecks Feder, das Florian allerdings für fünf Blas- und vier Streicherinstrumente umgeschrieben hat. Warum eigentlich?
«Dieser Othmar Schoeck war ein spannender Typ. Tief verwurzelt in Zürich, er ist Musikpreisträger der Stadt und Ehrendoktor der Universität. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, ihn in meiner Zeit beim Tonhalle-Orchester Zürich je auf einem Programmblatt gelesen zu haben. Das Publikum dürfte überrascht sein, was es da zu hören bekommt. Die Streichersuite, aus der wir einen Satz vorbereitet haben, klingt grossartig. Richtig frisch. Ein Experiment in der Besetzung kann einem Werk eben Leben einhauchen, es im Jetzt verorten. Ein bisschen Lust und Freude, ein paar Kniffs hier, ein paar da, und schon hören wir mit völlig neuem Ohr. Ich sehe mich ja als Gebrauchsmusik-Schreiber, nicht als Künstler. Mein Antrieb beim Arrangieren ist es, Musik zu beleben, zu vermitteln.
Wenn wir in Richtung Popmusik schauen, wer covert da nicht? Und in der Volksmusik, da gibt es Melodien, was eine Gruppe dann damit anstellen will, das steht ihr völlig frei. Ich finde, wir dürfen in der Klassik einen Zacken zulegen in Sachen Mut.
Klar, Kompositionen sind mir auch heilig, die fasse ich nicht an. Aber Instrumentierungen? Unbedingt. Sie haben nichts mit Genialität zu tun, sie entstammen pragmatischen Überlegungen oder einer Tagesverfassung.
Spannend, was da geschieht, wenn unsere beiden Programmpunkte vom Montag aufeinandertreffen – eine frühe Serenade von Brahms voller Menuette und tänzerischer Leichtigkeit trifft auf einen Schoeck, den unser Ensemble im Arrangement für Nonett wunderbar transparent findet, ohne dass diese frühromantische Musik an Gravitas einbüsst. Wir freuen uns darauf, Ihnen unsere musikalischen Wurzeln näherbringen zu dürfen.»
Florian Walser, Klarinettist und Arrangeur