Herzlichen Glückwunsch, Maestro Blomstedt!
Wir gratulieren Herbert Blomstedt zum 95. Geburtstag, freuen uns auf die Konzerte mit ihm im Dezember 2022 – und bringen hier schon ein paar Ausschnitte aus dem grossen Interview für unser Magazin.
Er sei kein bisschen müde, sagte Herbert Blomstedt im Gespräch über sein erfülltes Dirigentenleben, das in unserem nächsten Magazin erscheinen wird. Tatsächlich entdeckt er in den Meisterwerken von Beethoven, Brahms und Bruckner bei jeder Vorbereitung auf das nächste Dirigat etwas Neues – und ist nach wie vor fasziniert davon:
«Es entsteht immer Neues aus dem Studieren des Alten. Und das ist sehr beeindruckend. Deswegen klingen diese Werke auch so komplett. Das ist keine Reihe von schönen Einfällen. Zwischen diesen schönen Einfällen, die vielleicht einmal im Jahr kommen, liegt viel Arbeit. Das ist bei Bruckner so, aber auch bei Beethoven und Brahms. Schöne Einfälle gibt es, aber so sind die Werke nicht entstanden. Das ist die Arbeit von einem Komponisten – und dadurch werden die Werke auch einheitlich und gross, so reich und bedeutungsvoll, dass man nie müde wird, das zu studieren. Man entdeckt immer neue Sachen.»
Neues, unbekanntes Repertoire zu entdecken und dem Publikum nahezubringen ist schon seit vielen Jahren ein Anliegen von Herbert Blomstedt. So auch in seinen Zürcher Programmen. Seit 1982, also seit 40 Jahren, steht er beim Tonhalle-Orchester Zürich als Gastdirigent am Pult und leitet neben Aufführungen von grossen und beliebten Meisterwerken auch unbekannteres Repertoire von Carl Nielsen oder Franz Berwald. Nach der vierten Sinfonie von Berwald im Jahr 1996 setzt Blomstedt in der Saison 2022/23 nun dessen zweite Sinfonie aufs Programm.
In seinem Einsatz für unbekanntere Komponisten, von deren musikalischer Qualität Herbert Blomstedt überzeugt ist, wird deutlich, was ihn seit 68 Jahren als Dirigent antreibt und was ihm völlig wesensfremd ist:
«Dieser Gesichtspunkt ‹Habe ich damit Erfolg?› ist mir nie eingefallen. Ich bin überzeugt von einem Stück, und das Publikum soll das dann entdecken. Aber dem Publikumsgeschmack nachzugeben, das habe ich nie gemacht. Das hängt vielleicht mit meiner Erziehung zusammen. Das Populäre war mir immer verdächtig. Es steckt in dieser Haltung natürlich ein bisschen Trotz. Aber Trotz ist gut! Vor allem für Künstler*innen ist er gut. Es soll kein Schaden für andere Menschen entstehen. Aber er ist eine grosse Treibkraft, etwas Gutes zu machen.»
Wir freuen uns auf viel «Gutes» und viele weitere Entdeckungen mit Herbert Blomstedt im neuen Lebensjahr und in der neuen Saison.
Das Interview erscheint im nächsten Magazin Aug–Dez 2022, das Sie Mitte August hier lesen können.